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IV. Astroexpedition ins Glocknergebiet

Meine diesjährige Astro-Expedition auf die Glockner-Hochalpenstraße war eigentlich für den Septemberneumond geplant, aufgrund des schlechten Wetters mußte ich sie aber verschieben. Die Neumondperiode im Oktober begann hingegen vielversprechend: Ein stabiles Hochdruckgebiet baute sich auf, mit stahlend blauem Himmel in den Bergen und zähem Nebel in den Niederungen. Dieses Wetter bot rund 2 Wochen lang ausgezeichnete Bedingungen für astronomische Unternehmungen in den Alpen.

Am Donnerstag, den 11. Oktober 2001, kam ich rechtzeitig zu Beginn der Abenddämmerung auf der Glockner-Hochalpenstraße an. Als einzige noch offene Unterkunftsmöglichkeit auf Kärntner Seite bot sich das Karl-Volkert-Haus in 2000m Seehöhe an. Die Zimmer sind zwar klein und ein wenig altmodisch eingerichtet, dafür aber mit direktem Blick auf den Großglockner, Österreichs höchsten Berg.

Karl-Volkert-Haus, Golf TDI, Großglockner
Das Karl-Volkert-Haus vor dem Großglockner.

Der Parkplatz neben dem Haus war als Beobachtunsgplatz weniger geeignet: Sowohl der Nord- als auch der Südhorizont sind von den Bergen weitgehend blockiert. Daher fuhr ich zu meinem schon bewährten Beobachtungsplatz an der Südseite des Wallackhauses in 2304m Höhe hinauf (siehe die Berichte von 1999 und 2000).

Dort angekommen, fand ich gute Bedingungen vor: 6.5 mag freisichtige Grenzgröße im Zenit nach dem Ende der astronomischen Dämmerung, mäßiger Fallwind aus Nord, vor dem ich durch die Hauswand geschützt war, geringe Luftfeuchtigkeit, ca. 6°C. Der tiefe Südhorizont ist etwas aufgehellt. Ich richtete meinen Refraktor, einen 4.1" (105mm) f/6.2 Apochromaten mit Leitrohr, für die Astrofotografie her. Als Zweitteleskop hatte ich mein 8" (203mm) f/10 Schmidt-Cassegrain-Teleskop dabei, dieses baute ich auf einer leider nicht allzu stabilen Zweitmontierung auf, es sollte der visuellen Beobachtung dienen.

In dieser Nacht habe ich mit dem Refraktor ausgewählte Deep-Sky Objekte in der Milchstraße fotografiert. Auf dem Gegengewichtsarm hatte ich meine zweite Kamera montiert, diese diente vor allem für Weitwinkelaufnahmen.

Die Sommermilchstraße (Fisheye Foto)
Eine der Weitwinkelaufnahmen:
Die Milchstraße von Adler bis Perseus
Belichtet 62 Minuten mit einem 17mm Fisheye-Objektiv beim Wallackhaus. Die Dunkelheit des Nachhimmels bei Wallackhaus läßt sich darauf ersehen.

NGC 6914, vdB132
Die Nebelregion um NGC 6914 und vdB132 im Schwan
Belichtet 81 Minuten mit dem TMB 105/650 APO beim Wallackhaus.

M52, NGC 7635
Die Region um den offenen Sternhaufen M52 und den Bubble Nebel in der Cassiopeia
Belichtet 70 Minuten mit dem TMB 105/650 APO beim Wallackhaus.

Beim Beobachten war ich aufgrund der nicht allzu stabilen Montierung auf niedrige und mittlere Vergrößerungen beschränkt, dazu trug auch das eher mäßige Seeing bei. Besonders viele oder besonders ausgefallene Objekte habe ich nicht beobachtet, schließlich war ich hauptsächlich mit dem Fotografieren beschäftigt. Aber ich nahm mir Zeit, die einzelnen Objekte in Ruhe mit verschiedenen Vergrößerungen, oft mit und ohne Filter, zu betrachten.

Begonnen habe ich mit Mars, das inzwischen schon wieder recht kleine Planetenscheibchen zeigte deutliche Phase und keine Details. M17, der Omega- oder Schwanennebel, stand ein wenig höher und zeigte im 22mm Okular (91x) schon viel von der interessanten Stuktur im "Hals" des Schwans. M15, den großen Kugelsternhaufen im Pegasus, habe ich in letzter Zeit des öfteren im 4" APO angeschaut, im 8" SCT sieht man wesentlich mehr und auch schwächere Sterne, im 9mm Okular (222x) schön bildfüllend.

Der Helix-Nebel NGC 7293, den ich auch fotografiert habe, zeigte im 22mm Okular über 10 Sterne, die gleichmäßig über den Nebel verstreut sind, mit UHC-Filter erscheint der Planetarische Nebel als Ring mit dunklem Zentrum. Der Ring ist nicht gleichmäßig, im Norden und Süden ist er heller und erscheint breiter.

NGC 7293
Der Helix-Nebel NGC 7293
Belichtet 48 Minuten mit dem TMB 105/650 APO beim Wallackhaus

NGC 7033, eine bekannte Spiralgalaxie vom Typ Sb im Pegasus, erscheint wie eine Miniaturausgabe der großen Andromedagalaxie, mit hellem runden Kerngebiet in einer schwächeren ovalen Scheibe. Einige Begleitgalaxien waren in der näheren Umgebung auszunehmen.

M33 beobachtete ich erst nach Mondaufgang, der Mond war allerdings zu diesem Zeitpunkt noch hinter einem Bergkamm verborgen. Die Galaxie war trotzdem freisichtig zu sehen! Im 8" Teleskop dann eine gut erkennbare Spiralstruktur mit zwei Hauparmen und mindestens einem weiteren schwächeren Armansatz. Besonders auffällig: Die HII-Region NGC604 am Ende des nördlichen Armes, neben einem hellen Stern. Beobachtet habe ich diese Galaxie mit dem 22mm Okular (91x).

Mondaufgang
Mondaufgang über einem Bergkamm
Belichtet 1/60s mit dem TMB 105/650 APO beim Wallackhaus

Den Mond habe ich fotografiert, als er um 2:28 MESZ über dem östlichen Bergkamm aufstieg. Zuerst erschien die unbeleuchtete Seite, so isoliert eigentlich ziemlich hell, erst als der beleuchtete Teil aufging verblaßte der Rest scheinbar.

Nach Mondaufgang habe ich noch eine CCD-Aufnahmeserie von M33 mit dem Refraktor gestartet. Insgesamt 10 einminütige Aufnahmen habe ich zu einem Bild zusammengefügt, durch die eher ungenaue Nachführung meiner Montierung ohne Autoguider kein einfaches Unterfangen.

M33
CCD-Aufnahme der Galaxie M33
Belichtet 10 x 1 Minuten mit dem TMB 105/650 APO beim Wallackhaus. Kamera: Meade Pictor 216XT.

Jupiter und Saturn waren nur einen kurzen Blick mit dem Refraktor wert, das eher schlechte Seeing mit raschen Bewegungen ließ keine detaillierten Beobachtungen zu. Saturn war etwas besser, weil er höher stand.

In der Morgendämmerung verließ ich den schönen Beobachtungsplatz. Beim Karl-Volkert Haus angekommen fotografierte ich noch die Glocknergruppe in Licht der Morgenröte.

Glocknergruppe, frühe Morgenröte
Die Glocknergruppe in der frühen Morgenröte

Nachdem ich bis gegen Mittag ausgeschlafen hatte, fuhr ich das kurze Stück zur Franz-Josefs-Höhe hinüber. Am äußersten Ende des Parkplatzes 1 findet man eine geschotterte Fläche, auf der ich meinen Refraktor aufgebaut habe.

TMB 105/650 APO vor dem Großglockner TMB 105/650 APO, Großglockner
Der TMB 105/650 Refraktor vor dem Großglockner

Von dort aus sah ich in aller Gemütlichkeit den zahlreichen Bergsteigern beim Erstürmen des Großglockner-Gipfels zu und studierte Gletscher und Felsformationen am Berg.

50mm Normalobjektiv 200mm Teleobjektiv 400mm Teleobjektiv 650mm Primärfokus Refraktor 1300mm Refraktor + 2x Telekonverter 7300mm Refraktor in Okularprojektion 9.7mm Plössl
Der höchste Berg Österreichs, der Großglockner (3797m)
Aufnahmeserie mit verschiedenen Objektiven und zunehmender Brennweite.

Einige nette Besucher aus dem Osten Deutschlands gönnten sich ebenfalls einen Blick durch mein Teleskop und auf die umliegenden Berge.

Johannisberg,
Der Johannisberg (3460m) am oberen Ende der Pasterze

Mit Fotos und Ansichten der Sonne rundete ich meine Beobachtungen ab, leider war das Seeing aufgrund des Windes nicht besonders gut.

Weiter oben traf ich auf Murmeltiere, die niedlichen Pelztiere waren wohlgenährt und lagen etwas faul in der Sonne, sie werden sich wohl bald zum Winterschlaf in ihre Höhlen zurückziehen. Einer von den Burschen schenkte mir extra sein Fotolächeln ☺

Murmeltier, 200 Teleobjektiv Murmeltier, 200 Teleobjektiv Murmeltier, 200 Teleobjektiv
Ein Murmeltier

Die Ausstellung "200 Jahre Erstbesteigung" fand noch mein Interesse, danach ging's zurück zum Volkert-Haus und ins Bett, schließlich wollte ich fit für die nächste Nachtbeobachtung sein.

Diese zweite und leider schon letzte Nacht meines Aufenthaltes in den Bergen habe ich auf der Edelweißspitze verbracht, mit 2571m der höchste Punkt der Glocknerstraße, mit herrlichem Panoramablick auf mehr als 30 Dreitausender. Auf der Südseite des Parkplatzes fand ich einen geeigneten Platz zur Aufstellung meiner Geräte. Es war eine nahezu windstille Nacht mit 6.5mag freisichtiger Grenzgröße, geringer Luftfeuchtigkeit und Temperaturen, die nicht unter 5°C gefallen sind. Interessanterweise erschien auf der Edelweißspitze der Himmel rundum leicht aufgehellt, und die Berge mit ihren weißen Gleitscher warend deutlich zu sehen. Dennoch blieb die Milchstraße gut strukturiert und kontrastreich selbst nach Mondaufgang um 2:50 MESZ. Wenn man im Norden des Parkplatzes steht, sieht man das Licht der Orte Fusch und Bruck unten im Tal. Die Hütte auf der Edelweißspitze ist am Wochenende bewirtschaftet, jedoch entkam kaum Licht aus den Fenstern.

Ich habe meine Teleskope genau wie in der vorangegangenen Nacht genutzt - den 4" Refraktor fotografisch, das 8" Schmidt-Cassegrain visuell.

M33
Die Triangulum-Galaxie (M33)
Belichtet 50 + 50 + 70 + 82 Minuten (Komposit) mit dem TMB 105/650 APO auf der Edelweißspitze, der Ebenwaldhöhe (Niederösterreich) und auf dem Brentenriegel (Burgenland).

M45
Die Pleiaden (M45)
Belichtet 90 Minuten mit dem TMB 105/650 APO auf der Edelweißspitze.

Als erstes Objekt stand der Kugelsternhaufen M2 am Programm, eines der wenigen Messier-Objekte, die ich bisher noch nie beobachtet habe: Ein Versäumnis, der helle und eindrucksvolle Kugelsternhaufen ist gut in hunderte Einzelsterne aufzulösen!

NGC 253 ist eine helle und große Galaxie im Sculptor, mit -25° Deklination relativ tief unten am Südhimmel. Die Galaxie, die man beinahe von der Kante sieht, war mehr als bildfüllend im 22mm Panoptik-Okular (91x) und zeigte knotige Struktur. Nördlich vom Zentrum war ein Staubband erkennbar. Der Kugelsternhaufen NGC 288 steht gleich daneben und zeigte einige recht schwache Sterne im 22mm Okular. NGC 247 im Cetus, nur wenig nördlich gelegen, habe ich erst nach längerer Suche und genauem Studium der Umgebungssterne gefunden. Diese Spiralgalaxie hat eine geringe Flächenhelligkeit, aber eine große Ausdehnung, der Gern erscheint deutlich länglich in Nord-Süd-Richtung. Einige Vordergrundsterne "verzieren" die Galaxie.

Dem Orionnebel M42/43 gönnte ich erstmals in diesem Jahr einen Blick - was soll ich schreiben, schön wie immer! Trotz Mond am Himmel zahllose Details in der Trapezregion, an der scharfen Kante im Ostteil, in der "verwirbelten" Struktur des Westteils und im "Komma" M43, dem Nordteil. Anschließend beobachtete ich noch M37, den hellen und sternreichen offenen Haufen im Fuhrmann.

Den Abschluß bildeten wieder Jupiter und Saturn im Refraktor. Das Seeing war zwar wieder nicht besonders gut, dennoch fiel mir auf Jupiter sofort der Schatten des Mondes Io auf. Ein wenig früher wäre auch noch der Schatten von Europa zu sehen gewesen. Saturn, der höher stand, zeigte A, B und C-Ring, die Cassiniteiling und ein Wolkenband.

Nach diesen Beobachtungen baute ich mein Teleskop ab und fuhr wieder hinunter zum Karl-Volkert Haus. Vom Fenster aus habe ich noch eine 26-minütige Strichspuraufnahme der Glocknergruppe im Mondlicht belichtet.

Glocknergruppe, Sternstrichspuren
Strichspuraufnahme der Glocknergruppe, frühe Morgendämmerung.

Am Samstag gegen Mittag hieß es leider schon Abschied nehmen von den Bergen und dem großartigem Sternenhimmel. Für einen Ausflug zu einem hübschen Wasserfall an der Magneswand unterhalb des Freiwandeckkopfes war aber noch Zeit.

Wasserfall, 200mm Teleobjektiv Wasserfall, 200mm Teleobjektiv
Der Wasserfall in der Magneswand

Einen Feldstecher-Rundblick vom Fuschertörl gönnte ich mir auch noch, bevor ich die Glockner-Hochalpenstraße nach Norden hinunter verließ.

Am Fuschertörl
Am Fuschertörl
Die Berge (von links nach rechts): Brennkogel, Großglockner, Sonnenwelleck, Fuscherkarkopf, Johannisberg, Hohe Dock.

Insgesamt war es wieder ein großartiges Naturerlebnis. Nächstes Jahr wird man mich dort bestimmt wieder sehen!


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© 2020 Walter Koprolin